Die Bildungsgewerkschaft erteilt sechs Tage vor Schulbeginn der baden-württembergischen Landesregierung Hausaufgaben. Die größte bildungspolitische Interessenvertretung verlangt die Einlösung von Reformversprechen und wirksame Maßnahmen gegen den Lehrermangel.
„Wir brauchen mehr Zeit für die Unterstützung des Lernens der Schülerinnen und Schüler, mehr Zeit für Lehrkräfte und Schulleitungen, um die ständig zunehmenden Aufgaben bewältigen zu können. Die Schulen warten ungeduldig auf die angekündigten Reformen wie das Konzept zur Stärkung für Schulleitungen. Es ist Zeit für mehr Zeit“, sagte Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.
Die Maßnahmen gegen den Lehrermangel in Grundschulen und bei Sonderpädagogen seien nicht ausreichend, so die Bildungsgewerkschaft. Weitere zusätzliche Studienplätze seien notwendig. Die GEW schlägt als neue kurzfristige Maßnahmen vor, die Altersermäßigung zu erhöhen, damit mehr Lehrkräfte bis zur Altersgrenze arbeiten sowie die sonderpädagogische Weiterqualifizierung für Hauptschullehrkräfte attraktiver zu gestalten und auch für Grundschullehrer/innen zu öffnen.
Hausaufgaben für die grün-schwarze Landesregierung
Die Bildungsgewerkschaft GEW verlangt, dass solche Maßnahmen im Herbst in einem Nachtragshaushalt beschlossen werden sollen und dabei auch die Lehrerreserve für die baden-württembergischen Schulen ausgebaut wird. „Die Steuereinnahmen sprudeln. Niemand versteht, warum angesichts des viel zu hohen Unterrichtsausfalls die Vertretungsreserve nicht schnell ausgebaut wird. In Schularten wie den Gymnasien, in denen kein Lehrermangel herrscht, könnte die Vertretungsreserve sofort erhöht werden“, so Moritz.
Die GEW-Chefin weist auf Engpässe in der Schulverwaltung im kommenden Schuljahr hin. „Vor 1,5 Jahren hat die Kultusministerin eine Umstrukturierung der Schulverwaltung und der Lehrerfortbildung angekündigt, um die Qualität in den Schulen verbessern zu können. Ein wirksames Qualitätskonzept ist nicht in Sicht, stattdessen werden Themen aktionistisch und konzeptlos bearbeitet.
Stellen in der Schulverwaltung und der Lehrerausbildung werden derzeit nicht besetzt und wichtige Aufgaben können nicht kompetent bearbeitet werden. Neue Institute verbessern die Qualität in den Klassenzimmern noch nicht. Wir erwarten, dass die rund 2.000 von der Umstrukturierung betroffenen Personen umgehend informiert werden, welche Aufgaben sie in Zukunft erhalten und wie sie dafür qualifiziert werden“, sagte die Landesvorsitzende.