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Red Hand Day 2023 im Zeichen des Ukraine-Krieges

Gegen den Einsatz von Kindersoldat*innen

Der 21. Internationale Red Hand Day am 12. Februar blieb weithin unbeachtet. Vor allem die Fixierung der Öffentlichkeit auf den Krieg in der Ukraine ließ es kaum zu, für die aktuell mindestens 250.000 Kindersoldat*innen in aller Welt Gehör zu finden.

Person streckt Hand aus, die rot bemalt ist.
Rote Hand gegen Kindersoldat*innen (© UNICEF/DT2017-53645/Darman Nesaei)

Die Mitglieder des Arbeitskreises (AK) Friedensbildung im GEW-Kreis Freiburg, die zusammen mit anderen Friedensgruppen die Freiburger terre-des-hommes-Aktiven bei einem Stand am 11. Februar in der gut besuchten Innenstadt unterstützten, erfuhren wenig Zuspruch.

Dabei verdient diese besonders brutale Form der modernen Sklaverei besondere Aufmerksamkeit: Die Rekrutierung von Kindern in bewaffneten Konflikten, manche nicht älter als sechs Jahre, hat nach Recherchen für den „Atlas der Versklavung“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung (2021) „mindestens zwei Millionen von ihnen das Leben gekostet, bei zehn Millionen zu schweren psychologischen Traumata geführt, sowie mehr als sechs Millionen zu Invaliden, eine Million zu Waisen und zwölf Millionen zu Geflüchteten gemacht.“

Beschlüsse der GEW

In der GEW Baden-Württemberg ist dieser Skandal seit zehn Jahren immer wieder Thema. Zuletzt im September 2022 hat die Landesdelegiertenversammlung (LDV) beschlossen: „Offenbar werden in der Ukraine auf beiden Seiten Jugendliche in kriegsunterstützende Aktivitäten eingebunden und an der Waffe ausgebildet. Auch deshalb wird der Landesverband, wie im Beschluss des Gewerkschaftstages 2017 bestimmt, offensiv für die ‚Aktion Rote Hand‘ gegen Kindersoldat*innen und den jährlichen Aktionstag am 12. Februar in seinen Publikationen werben und die Mitglieder dazu auffordern, solche Aktionen in ihrer Einrichtung, in ihrer Gemeinde zu organisieren und zu unterstützen.“

Sie können dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche nicht vorschnell der auf allen Kanälen intensivierten und ausufernden Bundeswehr-Werbung folgen, die seit Ende 2015 unter dem Motto steht „Mach, was wirklich zählt“. Auch hier hat sich die LDV in einem Antrag klar positioniert: „In Übereinstimmung mit dem ‚UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes‘ (2014), dem einstimmigen Beschluss der Kinderkommission des Deutschen Bundestages (2016) und der Kampagne ‚Unter 18 nie!‘ (2019) [...] fordert die GEW Baden-Württemberg das ‚Verbot jeglicher Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen‘.“

Werbeflut in den sozialen Medien

Die stetig anschwellende ­Werbeflut erreicht die 15- bis 35-jährigen Adressat*innen vor allem über die elektronischen Medien: bundeswehrkarriere.de, spezielle YouTube-Kanäle wie „Bundeswehr Exclusive“ mit vielen Reality-Serien und alle sozialen Medien sollen die junge Generation in ein positives Verhältnis zu den Streitkräften bringen und zu der Überzeugung führen, dass das Militär der entscheidende Garant für Sicherheit ist. Angesichts der Weltlage ist eine solche Militarisierung der Köpfe brandgefährlich.

In den Zeiten des Krieges ist es besonders schwer, einer friedensorientierten Sichtweise Geltung zu verschaffen. Über Rote-Hand-Aktionen könnte es aber doch gelingen, Kinder und Jugendliche für das unerträgliche Leid zu sensibilisieren, das jeder Krieg bei allen Betroffenen auslöst. „Wozu sind Kriege da?“ könnten dann mehr Menschen mit Udo Lindenberg fragen. Und das wäre doch schon mal ein Anfang.

Kontakt
Jörg Götz-Hege
Leiter Vorstandsbereich Grundsatzfragen