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G–NEU = Mehr Zeit für gute Bildung

Bildung. Mutig. Los!

Die GEW-Landesfachgruppe Gymnasien macht sich stark für ein echtes G–NEU. Was genau das heißt – und was sich die in der GEW organisierten Gymnasiallehrer*innen für ihre Schulart wünschen, erfahren Sie hier.

GEW-Landesfachgruppe Gymnasien
GEW-Landesfachgruppe Gymnasien

Die GEW-Landesfachgruppe Gymnasien setzt sich ein für ein echtes G–NEU, das heißt:

  • für die Weiterentwicklung der Lernkultur an unseren Gymnasien in Richtung auf eine zeitgemäße und zukunftsfähige  gymnasiale Bildung im 21. Jahrhundert,
  • für die wirksame Entschleunigung der Lernprozesse in der Sek I und mehr Zeit für Bildung,
  • für eine Deputatsreduktion für die Lehrkräfte und für die Umwandlung von Deputatsstunden in eine individuell verfügbare Teamzeit,
  • für die Einführung von zwei Stunden Lernzeit pro Woche für Schüler*innen, und zwar für interdiszplinäre, fächerübergreifende Forschungen an gesellschaftlich relevanten, komplexen Zukunftsthemen (vgl. Deeper Learning, Frei Day ...).

Wir wünschen uns eine Schule,

  • in der langfristig in Ruhe und erfüllend gearbeitet und gelernt werden kann,
  • in der anspruchsvolle und vertiefende Lernprozesse ebenso ihren guten Platz finden wie der Aufbau eines aktiven Überblickswissens in den einzelnen Fachdisziplinen und
  • in der Lehrkräfte und Lernende gleichermaßen spüren, dass das Lernen auch in unserer schnell veränderlichen Welt Orientierung bietet und Handlungsrelevanz besitzt.

Werden sich einzelne Gymnasien mutig auf den Weg machen, um je nach ihren konkreten Interessen und Möglichkeiten vor Ort eigene Ideen zu entwickeln, diese auszuprobieren und sich regional auch untereinander auszutauschen und zu vernetzen?

Werden Schulen sich selbst als lernende Institutionen entdecken und lernen, zunehmend selbstbestimmt und eigenverantwortlich agieren?

Und werden Schulleitungen und Schulverwaltung solche Entwicklungsprozesse durch die nötigen Freiräume (zum Beispiel für zusätzliche Teamzeiten und so weiter) und durch organisatorische Hilfe wirksam unterstützen?

Einige Gymnasien sind da übrigens schon seit Jahren munter unterwegs.

Das Ermutigende: Egal an welchem Punkt eine Schule mit ihrer Weiterentwicklung beginnt, immer geraten ganz andere Bereiche der schulischen Alltagswirklichkeit in Bewegung – spannend!

Grafik: Thomas Plaßmann

# Jetzt. Wer, wenn nicht wir?

Drei Bereiche für eine zeitgemäße gymnasiale Bildung im 21. Jahrhundert!

Hier meint eine zukunftsfähige gymnasiale Bildung übrigens immer eine vertiefte allgemeine Bildung, die in besonderem Maße auf den Abschluss mit der Abiturprüfung und die Studierfähigkeit ausgerichtet ist und ebenso den Zugang zu qualifizierten beruflichen Abschlüssen vorbereitet. Als Gymnasien stehen wir Seite an Seite mit den anderen Schularten; nicht wenige unserer Schüler*innen wechseln in ihrer Schullaufbahn auch die Schulart. Wir wünschen uns da mehr Dialog und gegenseitige Anregungen auf dem gemeinsamen Weg zu einer zeitgemäßen Bildung.

Vor allem diese drei Bereiche sind uns wichtig – unsere Ideen möchten aber nur Anregungen sein.

I. Hohe Durchlässigkeit zur vielfältigen Lebenswirklichkeit unserer demokratischen Gesellschaft:

  • Systematische Integration von Zukunftskompetenzen in den schulischen Alltag: Kommunikation, Kreativität, Kooperation/Kokreation (englisch collaboration) und Kommunikation
  • Behandlung globaler Zukunftsprobleme im Unterricht, zum Beispiel: Soziale Ungleichheit und nachhaltiges Wirtschaften in einer globalisierten Welt, Klimawandel, Demokratieerziehung, Migration, Mobilität, Friedensbildung, Digitalität und Virtualität
  • Interdisziplinär vernetztes Arbeiten; Vertiefung der Leitperspektiven (Bildung für nachhaltige Entwicklung, Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt, Prävention und Gesundheitsförderung, Berufliche Orientierung, Medienbildung und Verbraucher*innenbildung)
  • Stärkung der demokratischen Strukturen innerhalb der Schule sowie der Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeitserfahrung der Schüler*innen
  • Didaktisch begründete Nutzung digitaler Tools und Lernplattformen zur Unterstützung der Lernprozesse
  • Wertschätzung lokaler, regionaler und (trans-)nationaler Traditionen im Unterricht und verstärkte Kooperation mit außerschulischen Institutionen

II. Weiterentwicklung der Lernkultur:

  • Verstärkte Fokussierung auf die individuellen „tatsächlichen“ Lernprozesse der Schüler*innen
  • Formatives Feedback; bedarfsgerechte Unterstützungssysteme
  • Weiterentwicklung der Formate für Lernzielkontrollen und Prüfungen; generell: mehr Lernkultur, weniger Prüfungskultur.
  • Handlungs- und projektorientiertes Arbeiten
  • Resonante Aufnahme einer sich wandelnden Wissensgesellschaft (deklaratives vs. prozedurales Wissen)
  • Entwicklung der Problemlösekompetenz bei komplexen, unstrukturierten Aufgaben
  • Grundsätzliche Überarbeitung der Bildungspläne, und zwar inklusive einer klaren Formulierung von Mindeststandards (Was muss am Ende eines Schuljahres wirklich gekonnt werden, um im folgenden Schuljahr erfolgreich weiterarbeiten zu können?)

III. Mehr Teamarbeit für Lehrkräfte und Schüler*innen:

  • Für uns Lehrkräfte: Mehr kollegiales Miteinander, weniger Einzelkämpfer*innentum
  • Freiräume für gemeinsame Unterrichtsvorbereitung und Teambesprechungen
  • Aufbau professioneller Lerngemeinschaften und multiprofessioneller Teams
  • Für die Schüler*innen: Mehr Zeit für kooperative und kokreative Unterrichtsphasen sowie Projektarbeit

# Realität

Als Gymnasiale in der GEW haben wir 2021 das Zukunftsforum Gymnasiale Bildung im 21. Jahrhundert (GymBi21) gegründet. Denn wir wollen uns als Lehrkräfte zusammenschließen, um gemeinsam nach guten Ideen zu suchen, wie wir an unseren Schulen vor Ort unsere Vision einer veränderten Lernkultur konkret voranbringen können.

Gleichzeitig werben wir auf öffentlicher und politischer Ebene für eine umfangreiche Weiterentwicklung der Lernkultur, der Stundentafeln und des Bildungsplanes.

Ach ja, und dann hegen wir vor allem noch die visionäre Hoffnung, dass es an unseren Gymnasien der Zukunft irgendwie entspannter, fröhlicher (vielleicht sogar: humorvoller), verständnisvoller und damit für alle Beteiligten auch motivierender und gesunderhaltender zugeht. Das hat für uns auch viel mit Wertschätzung gegenüber unserer Profession als Lehrkräfte zu tun. Einengende Überreglementierungen (wie zuletzt zum Beispiel bei der Novellierung der Bestimmungen zur mündlichen Abiturprüfung) lehnen wir ab.

Mehr Zeit für Bildung heißt für uns vor allem: Mehr Zeit für Menschen.

Interessiert daran, was wir zum Megathema Mehr Zeit im G–NEU konkret diskutieren?

Kontakt
Markus Riese
Vorsitzender Fachgruppe Gymnasien